Monika Widmer

Titus: Kirche im Wandel

7ceefc31-0382-4694-9300-37383c53e418 (Foto: Monika Widmer)

KIRCHE IM WANDEL
TITUS KIRCHE IM WANDEL
TITUS GESPRÄCHE IM WANDEL

Am 13. September 2008 fand die erste Vorbesprechung zu den Titus Gesprächen statt – mit Clemens Frey als Leiter und Daniel Barth als Hauptinitiator. Gespräche über Glauben und Religion, Lebenseinstellungen allgemein sollten es sein – alles mögliche, nur nicht «fromm».
Und so war es auch in all den 16 Jahren seither, manchmal mehr, manchmal weniger fromm.
Von den ursprünglich geplanten neun Gruppen überlebten schliesslich fünf bis vor kurzem. Seit Herbst 2024 sind es jetzt noch zwei Gruppen mit meist sieben bis acht Teilnehmenden. Dreimal im Jahr trafen sich die Gruppen jeweils zuhause bei der Person, die sie leitete. Dieser Rhythmus wird vorläufig beibehalten, dazu kommt jeweils eine Vorbereitungssitzung mit der Pfarrerin.


So zeigt sich im Wandel der Titus Gespräche auch an, was sich in der Kirche im Allgemeinen, aber im Besonderen auch in unserer Titus Gemeinde vollzieht: Veränderungen, Abschied – Aufbruch, Neubeginn.

neuland
den neuen weg
darf man nicht
mit alten schuhen
betreten

man stolpert
und fällt

für neue wege
muss es
neue schuhe geben
(helena aeschbacher-sinecka)


Uns Älteren, die wir uns in der vertrauten Kirche und den uns liebgewordenen Formen wohl fühlen, fällt es nicht immer leicht, das Liebgewordene loszulassen, denn die Ästhetik und die Schönheit der vertrauten Liturgie sind ein wichtiger Aspekt der Kirche, des Glaubens. Was hiesse es aber, immer nur «die alten Lieder zu singen»? Ohne Neues wird Gottesdienst zu einem Altern und schliesslich Sterben «in Schönheit». Schönheit des Glaubens hat und braucht beides: lebendige Kirche sein, Vertrautes pflegen, mit dem man gerne weiterlebt, aber auch den Aufbruch zu neuen Ufern, das Suchen neuer Wege, sie zu gehen ohne Angst vor der Zukunft, auch nicht vor den Veränderungen der kirchlichen Zukunft. Die Selbstverständlichkeiten einer religiös geprägten Welt gibt es nicht mehr. Das ist ein Verlust, denn etwas miteinander teilen, etwas gemeinsam haben, verleiht Stärke.

Ich komme auf die Titus Gespräche zurück; was wir hier gelernt haben, wollen wir, die weitermachen, nicht missen: die Vertrautheit und den Schutz in der Gruppe, auch für aussergewöhnliche Ansichten und Argumente. Und vor allem haben wir gelernt, über unseren Glauben und unseren Unglauben zu sprechen. Wir haben Worte und Wörter gefunden, uns auszudrücken und zuzuhören, zu fragen, den Schatz, den wir durch eine lange Lebenserfahrung in uns tragen, zu formulieren. Es war (und ist noch) gut, dies im Rahmen einer christlichen Gemeinschaft tun zu können – einer Gemeinschaft, auf deren Veränderungsbereitschaft und Vielfalt wir Wert legen.

Zum Schluss zitiere ich gern den 91-jährigen Fulbert Steffensky:
«Ich finde die Kirche interessanter als sie je war. Wenn ich daran denke, welche Kirche ich früher erlebt habe. Es ist heute so viel an Freiheit, politischer Offenheit und Wachheit da. Ich glaube, ich war nie so gerne in der Kirche wie heute»


Waldtraut Mehrhof, November 2024
Bereitgestellt: 13.11.2024     Besuche: 29 Monat 
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