Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.

3.Mose 19,18

Zur Pensionierung von Matthias Mittelbach

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Matthias Mittelbach wird nach 45 Jahren Tätigkeit pensioniert. Seinen langen Weg schildet er uns in den folgenden Zeilen:
Wie alles begann
Wann ich meine erste Relistunde erteilt habe, kann ich nicht mehr eruieren. Aber es war irgendwann im Jahr 1977. Dieser Berufseinstieg kam auch nicht wirklich überraschend, zumal mein Vater, Gottfried Mittelbach, als Religionslehrer und Katechet in Basel eine Legende war. Am Mittagstisch erzählte er öfters von seinen kreativen Unterrichtsideen, manchmal auch von frechen Jungs und aufmüpfigen Mädchen, aber die Begeisterung und Leidenschaft für die Bibel und die jungen Menschen überwogen in seinen Praxisberichten bei weitem. Dass ich selber in der Folge mit Freude an den biblischen Geschichten und dem Engagement für die Kinder und Jugendlichen im Reliunterricht durchstarten durfte und dass diese Begeisterung über vierzig Jahre lang gehalten hat, verdanke ich zuallererst ihm.

Wichtige Wegmarken auf meinem religionspädagogischen Weg
Seit 1986 durfte ich in der Religionslehrer:innen-Ausbildung der ERK Basel-Stadt den religionspädagogischen Part übernehmen. Der damalige Rektor des RU, Gottlob Denzler, schenkte mir als 30-jährigem Jungspund sein Vertrauen. Ich merkte aber bald, dass mein fachlicher Rucksack, den ich mir in meiner Lehrerausbildung an der Uni Basel erworben hatte, zu spärlich gepackt war. Es war Prof. Walter Neidhart, der mich zu Beginn der 90er-Jahre zu einem Doktorat in Religionspädagogik ermunterte. Für mich den Praktiker, der mit seiner Gitarre und der voll bepackten Schulbuch-Mappe im Klassenzimmer zuhause war, erschien dieser Vorschlag zunächst wie ein Weg in ein fremdes Land. Aber das Fremde lockt bekanntlich; so packte ich das Projekt an und durfte es im Jahre 2001 auch erfolgreich abschliessen. Trotzdem - ein Praktiker war ich immer und bin es bis heute geblieben. Als solcher habe ich in den letzten 20 Jahren in einer sich dauernd verändernden kirchlichen und gesellschaftlichen Landschaft und mit vielen inspirierenden Kolleginnen und Kollegen meinen Teil zur Ausbildung von Religionslehrpersonen in Basel beitragen dürfen.

Drei Highlights auf meinem Weg
  • 1990 war das Jahr einer tiefgreifenden Schulreform in Basel-Stadt. Die neue Orientierungsschule im 5.-7.Schuljahr startete mit grossen reformpädagogischen Ambitionen. Statt Noten gab es formative Lernberichte. Die Kreativität und das eigene Handeln der Schülerinnen und Schüler wurde enorm gefördert. In diese neue Schulkultur passte das Fach Religion wie angegossen. Für mich waren die Jahre an der OS Kaltbrunnen und dort vor allem mein Einsatz in den Musikklassen, welche einen zusätzlichen musikalischen Schwerpunkt hatten, das Highlight meiner Reli-Lehrer-Karriere. Hier traf ich auf offene, interessierte Schülerinnen und Schüler, die gerne Geschichten hörten und gerne sangen, was zu meinen speziellen Begabungen als Religionslehrer optimal passte.
  • Die spannendste Zeit als religionspädagogischer Dozent hatte ich in den Jahren 2002 – 2010 mit den Kolleginnen und Kollegen der Ökumenischen Religionspädagogischen Ausbildung RPA. Wir unterrichteten meistens zu zweit, oft gemischtkonfessionell. Theologisch und religionspädagogisch war diese Zusammenarbeit enorm bereichernd und sie bot den Kursteilnehmern eine entsprechend vielseitige Ausbildung.
  • Ein grosses Geschenk, welches meine berufliche Tätigkeit als Religionslehrer und Dozent überhaupt erst ermöglichte, war die Erfahrung von Wertschätzung und Unterstützung durch meine Vorgesetzten im Rektorat für RU. Mit Gottlob Denzler, Peter Graber, Richard Atwood und Ursula Schubert hatte ich insgesamt vier Vorgesetzte in 45 Jahren. Sie alle pflegten mit mir ein geradezu freundschaftliches Arbeitsverhältnis, in dem ich mich jederzeit wohl fühlte und mich immer wieder weiterentwickeln konnte. Dafür bin ich ihnen von Herzen dankbar.


Was bleibt
«Und er stellte ein Kind in ihre Mitte» (Mark. 9,36). Letztlich kann ich viele meiner Intentionen und Visionen als Lehrer und Religionspädagoge in diesem kleinen Teilsatz aus dem Markusevangelium umfassen. Meine Intention war immer, den Kindern und Jugendlichen, in ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten gerecht zu werden, sie zu stärken und ihnen ihrerseits zu positiven Lebenszielen und Visionen in ihrem Leben zu verhelfen. Meine Vision, damit meinen Beitrag zu Gottes Reich in Basel zu leisten, in dem nicht zählt, wer der Grösste ist und über andere befiehlt, sondern in dem die Menschen einander in ihren Bedürfnissen unterstützen, damit alle in friedlichen und gerechten Beziehungen leben können. «Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden…»

Matthias Mittelbach