Ende Februar 2024 geht Peter Breisinger in Pension. Es ist ein gewichtiger Schichtwechsel für die Kirche: 28 Jahre lang hat Peter Breisinger als Kirchenratssekretär gearbeitet. Als er vor 38 Jahren in den Dienst der Kirche trat, war seine Nachfolgerin Noémi Baltermia noch nicht einmal auf der Welt. Peter Breisinger hat seine Spuren vor allem in den Akten der Kirche hinterlassen: in den Gesetzen, Reglementen und Verordnungen, welche die Kirche beschlossen hat, in den Verträgen und Vereinbarungen, die die Kirche abgeschlossen hat und in tausenden von Protokollen jener Sitzungen, an denen er teilgenommen hat.
Das liegt an der Funktion: Der Kirchenratssekretär ist, wie die Staatsschreiberin beim Kanton, eine Schlüsselperson der Leitung und Verwaltung. Der Kirchenratssekretär unterstützt den Kirchenrat bei der Vorbereitung und Durchführung der Kirchenratssitzungen. Er ist zusammen mit dem Kirchenratspräsidenten verantwortlich für die Umsetzung der Beschlüsse und für die Führung der laufenden Geschäfte. Er unterstützt die Synode, die Leitungskommissionen und die Kirchenvorstände. Der Kirchenratssekretär (in anderen Kantonen heisst er «Kirchenschreiber») ist eine Staatskanzlei in Personalunion. Die Aufgabe erfordert neben organisatorischen Fähigkeiten auch ein tiefes Verständnis des Kirchenrechts, kirchlicher Strukturen und Werte sowie Diskretion im Umgang mit vertraulichen Informationen. Wir haben zum Abschied Peter Breisinger einige Fragen gestellt.
Seit wann bist Du Kirchenratssekretär?
Ich bin seit dem 1. Januar 1996 Kirchenratssekretär. Ich war aber schon vorher seit Februar 1986 bei der Kirchenverwaltung fest angestellt als Sekretär für besondere Aufgaben. Das war eine Querschnittsfunktion. Und noch vorher habe ich als freier Mitarbeiter in verschiedensten Kommissionen mitgearbeitet, immer als Sekretär und Protokollführer. 1984 habe ich schon die grossen Wahlen vorbereitet.
Wie bist Du dazu gekommen?
Durch Professor Johannes Georg Fuchs, damals ordentlicher Professor für römisches Recht und für Kirchenrecht an der Universität Basel. Er hat mich geholt, um das Sekretariat für die Finanzplanungskommission zu machen. 1980/82 hat die Kommission einen grossen Bericht geschrieben, der viele der Fragestellungen, die uns in den folgenden Jahren und Jahrzehnten beschäftigten, vorwegnahm. Anno 1982 kam die Münsterbaukommission dazu und andere.
Was hast Du davor gemacht?
An der Uni Basel Jus studiert.
Warum hat Dich diese Stelle bei der Kirche damals interessiert?
Mich hat damals primär das römische Recht interessiert. Daraus hat sich ein Interesse für das Kirchenrecht ergeben. So bin ich reingerutscht und habe dann gemerkt, wie vielfältig das Kirchenrecht in der Praxis ist, vom Baurecht über Kulturgeschichte bis zu parlamentarischer Arbeit und das alles auf kleinstem Raum in einem Büro an der Rittergasse. Beim Staat wären das X verschiedene Abteilungen. Fasziniert hat mich auch die sprachliche Arbeit, vom simplen Protokoll bis zum Gesetzesentwurf. Das habe ich toll gefunden. Finde ich heute noch toll übrigens.
Kannst Du die Funktionen aufzählen, die Du in der Organisation ERK bekleidet hast?
Abgesehen vom Kirchenratssekretär? Ich war Sekretär in all den Kommissionen. Dann ab 1988 Liegenschaftsverwalter, deshalb Sekretär der BVV, Sekretär der Diakonie- und Demkmalpflegestiftung, kirchliche Stiftungsaufsicht, Sekretär der Münsterbaukommission, Stiftung der Münsterbauhütte, Freunde der Münsterbauhütte mit Aufgaben vom Sponsoring bis zu Begehungen auf dem Gerüst. Allein die Aufgaben rund um das Münster waren seit 1984 mehr als ein Zehn-Prozent-Job.
Was sind die drei interessantesten Geschäfte, die Du begleitet hast?
Als erstes ganz eindeutig der Wiederbeginn der Basler Münsterbauhütte von der Ausschreibung 1985 bis heute. Das war sehr spannend, inhaltlich und organisatorisch, und brachte Begegnungen mit faszinierenden Menschen rund um das Münster. Das zweite: Die Vorbereitung und Durchführung des ökumenischen Kongresses «Frieden in Gerechtigkeit» 1989. Das Spannende war, dass viele Teilnehmer aus dem Osten da waren – und ein halbes Jahr später ist die Mauer gefallen. Der russische Patriarch Alexej war da, Kardinal Martini, die ganze Kirchenprominenz. Das war eine riesige Stabsübung, die wir zusammen mit dem Kanton und den Katholiken geschultert haben. Das Dritte: Anfang der 90er Jahre hatten wir grosse strukturelle und finanzielle Probleme. Da haben wir uns mit sehr innovativen Massnahmen am eigenen Schopf aus dem Schlamassel gezogen und gemerkt, dass wir ganz neu kommunizieren müssen. Das war spannend, dabei zu sein, bei der Zusammenfassung von Gemeinden und Diensten, bei der Vereinfachung von Strukturen und der damit verbundenen neuartigen Kommunikationsarbeit.
Was hat sich in der und um die Kirche verändert, seit Du Dein Amt angetreten hast?
Zuerst einmal augenfällig das Büro: Als ich angefangen habe, hatten wir ein Diktiergerät und eine Olivetti-Schreibmaschine. Die ganze Technik hat sich massgeblich verändert. 1988 hat jeder Mitarbeiter einen PC gekriegt. Das war sensationell. Kirchenspezifisch: 1980 hatten wir 80’000 Mitglieder, 1990 noch 60’000 Mitglieder, im Jahr 2000 noch 45’000 Mitglieder. Wir waren und sind auf dem Weg von einer Volkskirche zur Mitgliederkirche. Das hat Folgen auf allen Ebenen. Die Kirche musste effizienter und professioneller arbeiten. Es wurde schwieriger, Menschen zu finden, die das, was die Kirche braucht, leisten können – und leisten wollen. Damit verbunden immer auch die Komponente der Kommunikation als Frühwarnsystem und als Image-prägende Leistung nach aussen und nach innen. Das nehmen wir heute immer deutlicher wahr. Wir sind immer noch unterwegs auf dem Weg, jetzt mit der neuen Verfassung. Wir müssen schneller reagieren als früher, auch das macht es anspruchsvoller.
Was wirst Du vermissen?
(Wie aus der Pistole geschossen:) Die Menschen. Die Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe. Und am Ball sein zu können mit aktuellen Fragestellungen, welche die Stadt und die Kirche bewegen.
Und auf was freust Du Dich?
Mehr Zeit zu haben für das, was ich gerne mache. Ich freue mich darauf, kein Terminkorsett mehr zu haben und nach Belieben Zeit zu haben, gemeinsam mit meiner Frau auf dem Rhein zu rudern , im Schrebergarten zu werkeln und für «allergattig Zeug». Und dann freue ich mich darauf, nur noch das zu lesen, was ich will und nicht mehr das, was ich muss.
Peter Breisinger hat neun Amtsperioden als Kirchenratssekretär absolviert und dabei
- 4 Volksabstimmungen
- 4 Kirchenverwalter
- 4 Kirchenratspräsidenten
- 640 Kirchenratssitzungen
- insgesamt zwischen 7000 und 10’000 Sitzungen erlebt.
Seit wann bist Du Kirchenratssekretär?
Ich bin seit dem 1. Januar 1996 Kirchenratssekretär. Ich war aber schon vorher seit Februar 1986 bei der Kirchenverwaltung fest angestellt als Sekretär für besondere Aufgaben. Das war eine Querschnittsfunktion. Und noch vorher habe ich als freier Mitarbeiter in verschiedensten Kommissionen mitgearbeitet, immer als Sekretär und Protokollführer. 1984 habe ich schon die grossen Wahlen vorbereitet.
Wie bist Du dazu gekommen?
Durch Professor Johannes Georg Fuchs, damals ordentlicher Professor für römisches Recht und für Kirchenrecht an der Universität Basel. Er hat mich geholt, um das Sekretariat für die Finanzplanungskommission zu machen. 1980/82 hat die Kommission einen grossen Bericht geschrieben, der viele der Fragestellungen, die uns in den folgenden Jahren und Jahrzehnten beschäftigten, vorwegnahm. Anno 1982 kam die Münsterbaukommission dazu und andere.
Was hast Du davor gemacht?
An der Uni Basel Jus studiert.
Warum hat Dich diese Stelle bei der Kirche damals interessiert?
Mich hat damals primär das römische Recht interessiert. Daraus hat sich ein Interesse für das Kirchenrecht ergeben. So bin ich reingerutscht und habe dann gemerkt, wie vielfältig das Kirchenrecht in der Praxis ist, vom Baurecht über Kulturgeschichte bis zu parlamentarischer Arbeit und das alles auf kleinstem Raum in einem Büro an der Rittergasse. Beim Staat wären das X verschiedene Abteilungen. Fasziniert hat mich auch die sprachliche Arbeit, vom simplen Protokoll bis zum Gesetzesentwurf. Das habe ich toll gefunden. Finde ich heute noch toll übrigens.
Kannst Du die Funktionen aufzählen, die Du in der Organisation ERK bekleidet hast?
Abgesehen vom Kirchenratssekretär? Ich war Sekretär in all den Kommissionen. Dann ab 1988 Liegenschaftsverwalter, deshalb Sekretär der BVV, Sekretär der Diakonie- und Demkmalpflegestiftung, kirchliche Stiftungsaufsicht, Sekretär der Münsterbaukommission, Stiftung der Münsterbauhütte, Freunde der Münsterbauhütte mit Aufgaben vom Sponsoring bis zu Begehungen auf dem Gerüst. Allein die Aufgaben rund um das Münster waren seit 1984 mehr als ein Zehn-Prozent-Job.
Was sind die drei interessantesten Geschäfte, die Du begleitet hast?
Als erstes ganz eindeutig der Wiederbeginn der Basler Münsterbauhütte von der Ausschreibung 1985 bis heute. Das war sehr spannend, inhaltlich und organisatorisch, und brachte Begegnungen mit faszinierenden Menschen rund um das Münster. Das zweite: Die Vorbereitung und Durchführung des ökumenischen Kongresses «Frieden in Gerechtigkeit» 1989. Das Spannende war, dass viele Teilnehmer aus dem Osten da waren – und ein halbes Jahr später ist die Mauer gefallen. Der russische Patriarch Alexej war da, Kardinal Martini, die ganze Kirchenprominenz. Das war eine riesige Stabsübung, die wir zusammen mit dem Kanton und den Katholiken geschultert haben. Das Dritte: Anfang der 90er Jahre hatten wir grosse strukturelle und finanzielle Probleme. Da haben wir uns mit sehr innovativen Massnahmen am eigenen Schopf aus dem Schlamassel gezogen und gemerkt, dass wir ganz neu kommunizieren müssen. Das war spannend, dabei zu sein, bei der Zusammenfassung von Gemeinden und Diensten, bei der Vereinfachung von Strukturen und der damit verbundenen neuartigen Kommunikationsarbeit.
Was hat sich in der und um die Kirche verändert, seit Du Dein Amt angetreten hast?
Zuerst einmal augenfällig das Büro: Als ich angefangen habe, hatten wir ein Diktiergerät und eine Olivetti-Schreibmaschine. Die ganze Technik hat sich massgeblich verändert. 1988 hat jeder Mitarbeiter einen PC gekriegt. Das war sensationell. Kirchenspezifisch: 1980 hatten wir 80’000 Mitglieder, 1990 noch 60’000 Mitglieder, im Jahr 2000 noch 45’000 Mitglieder. Wir waren und sind auf dem Weg von einer Volkskirche zur Mitgliederkirche. Das hat Folgen auf allen Ebenen. Die Kirche musste effizienter und professioneller arbeiten. Es wurde schwieriger, Menschen zu finden, die das, was die Kirche braucht, leisten können – und leisten wollen. Damit verbunden immer auch die Komponente der Kommunikation als Frühwarnsystem und als Image-prägende Leistung nach aussen und nach innen. Das nehmen wir heute immer deutlicher wahr. Wir sind immer noch unterwegs auf dem Weg, jetzt mit der neuen Verfassung. Wir müssen schneller reagieren als früher, auch das macht es anspruchsvoller.
Was wirst Du vermissen?
(Wie aus der Pistole geschossen:) Die Menschen. Die Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe. Und am Ball sein zu können mit aktuellen Fragestellungen, welche die Stadt und die Kirche bewegen.
Und auf was freust Du Dich?
Mehr Zeit zu haben für das, was ich gerne mache. Ich freue mich darauf, kein Terminkorsett mehr zu haben und nach Belieben Zeit zu haben, gemeinsam mit meiner Frau auf dem Rhein zu rudern , im Schrebergarten zu werkeln und für «allergattig Zeug». Und dann freue ich mich darauf, nur noch das zu lesen, was ich will und nicht mehr das, was ich muss.
Peter Breisinger hat neun Amtsperioden als Kirchenratssekretär absolviert und dabei
- 4 Volksabstimmungen
- 4 Kirchenverwalter
- 4 Kirchenratspräsidenten
- 640 Kirchenratssitzungen
- insgesamt zwischen 7000 und 10’000 Sitzungen erlebt.