Im Sommer und im Herbst leert sich die Schweiz wie ein Tram an der Endstation. Auch viele Baslerinnen und Basler fahren in alle Welt in die Ferien. Eine Gruppe aber bleibt. Muss bleiben: Die Insass:innen der Basler Gefängnisse. Für sie ist Dinah Hess da: Die Evangelisch-reformierte Pfarrerin betreut als ökumenische Gefängnisseelsorgerin die Menschen, die im Untersuchungsgefängnis Waaghof und im Gefängnis Bässlergut eingesperrt sind.
Für viele Männer ist die Schweiz schon kurz vor der Grenze zu Ende: An der Freiburgerstrasse in Basel, kurz vor dem Zoll Otterbach, liegt das Gefängnis Bässlergut. Hier hat es Platz für bis zu 40 Männer in Ausschaffungs- oder Durchsetzungshaft und für weitere rund 80 Männer im Rahmen von kurzen Freiheits- und Ersatzfreiheitsstrafen. Viele der Männer haben kaum mehr Perspektiven. Sie sind allein und auf sich gestellt. Deshalb besucht sie Pfarrerin Dinah Hess. Was kann sie den Männern bieten? «Wenn man selbst nicht in dieser Situation ist, denkt man sich vielleicht, die Seelsorgerin rede einfach ein bisschen mit den Gefangenen», erklärt Dinah Hess. «Aber das ist es nicht. Bei mir können die Menschen sein, wie sie möchten. Ich schreibe keine Berichte über sie, erfasse keine Informationen und Daten, ich urteile nicht. Ich höre zu. Als Seelsorgerin unterliege ich dabei der Schweigepflicht. Für die Insassen ist das ein kleines Stück Freiheit.»
Als ökumenische Gefängnisseelsorgerin ist sie auch im Waaghof für die Gefangenen zuständig. Da sind auch Frauen inhaftiert. Im Untersuchungsgefängnis sind Inhaftierte manchmal 23 Stunden am Tag in ihrer Zelle und haben sehr wenig Kontakt mit anderen Menschen. Und wenn, dann mit Männern: «Der Justizvollzug ist sehr männlich geprägt», sagt Dinah Hess, «da arbeiten in der Mehrzahl Männer.» Deshalb seien die Gegnerfiguren für die Gefangenen vor allem Männer: «Der Staatsanwalt, der Richter, der Gefängnisdirektor, der Justizvollzugbeamte. Da bin ich als Frau auch eine Abwechslung.» Gerade für die Frauen ist es wichtig, dass sie eine Frau ist, – aber auch die Männer schätzen es.
Manche Gefangene besucht die Gefängnisseelsorgerin von sich aus, andere wünschen sich einen Besuch von ihr. Welche Konfession, ja: Welche Religion sie haben, spielt dabei keine Rolle. «Gerade für muslimische Menschen ist das kein Problem. Wichtig ist, dass sie sich mit jemandem austauschen können, der ernsthaftes Interesse an ihnen hat. Ich kann auch über religiöse Angelegenheiten mit ihnen diskutieren.
An der Gefangenschaft der Menschen kann Dinah Hess nichts ändern. «Meine Aufgabe ist es, das mit den Menschen auszuhalten», sagt sie. «Ich kann den Gefangenen ihr Schicksal nicht abnehmen. Ich kann nicht ändern, was sie gemacht haben, ich kann nichts ändern an ihrer Perspektivlosigkeit. Aber ich kann neben sie in dieses Elend sitzen und ihnen eine Hoffnungsperspektive durch den Glauben geben.»
Dinah Hess begegnet den Gefangenen nicht als Tatverdächtige oder als Verurteilte, sondern als Menschen. Es geht bei der Begegnung nicht um die Sache, sondern um die Beziehung. «Ich habe nur rudimentäre Ahnung vom Justizwesen und der Prozessordnung. Die Menschen erzählen mir, was sie erleben und was abläuft. Ganz selten zeigen sie mir Gerichtsunterlagen.» Ob da etwas schief laufe, könne sie nicht sagen. «Aber ich kann das Gefühl mit ihnen teilen.» Sie habe ja nur das, was die Leute ihr erzählen. «Das kann stimmen oder nicht, das kann ich nicht überprüfen.» Sie nehme eine seelsorgerliche Haltung ein. «Ich gehe unvoreingenommen und nehme die Menschen ernst, auch wenn sie mich vielleicht anlügen.»
Es sind Begegnungen am Rand der Gesellschaft. Äusserlich kann Dinah Hess nichts ändern. Innerlich geht es um alles: Es geht darum, dass sie ihr Gegenüber als Menschen wahrnimmt und ernst nimmt. Manchmal schlägt sie ein Kreuz, verschenkt einen Rosenkranz oder spendet einen Segen und spricht ein Gebet. Und dann schliesst sich die Zellentüre wieder.
» www.erk-bs.ch/gefaengnisseelsorge
Als ökumenische Gefängnisseelsorgerin ist sie auch im Waaghof für die Gefangenen zuständig. Da sind auch Frauen inhaftiert. Im Untersuchungsgefängnis sind Inhaftierte manchmal 23 Stunden am Tag in ihrer Zelle und haben sehr wenig Kontakt mit anderen Menschen. Und wenn, dann mit Männern: «Der Justizvollzug ist sehr männlich geprägt», sagt Dinah Hess, «da arbeiten in der Mehrzahl Männer.» Deshalb seien die Gegnerfiguren für die Gefangenen vor allem Männer: «Der Staatsanwalt, der Richter, der Gefängnisdirektor, der Justizvollzugbeamte. Da bin ich als Frau auch eine Abwechslung.» Gerade für die Frauen ist es wichtig, dass sie eine Frau ist, – aber auch die Männer schätzen es.
Manche Gefangene besucht die Gefängnisseelsorgerin von sich aus, andere wünschen sich einen Besuch von ihr. Welche Konfession, ja: Welche Religion sie haben, spielt dabei keine Rolle. «Gerade für muslimische Menschen ist das kein Problem. Wichtig ist, dass sie sich mit jemandem austauschen können, der ernsthaftes Interesse an ihnen hat. Ich kann auch über religiöse Angelegenheiten mit ihnen diskutieren.
An der Gefangenschaft der Menschen kann Dinah Hess nichts ändern. «Meine Aufgabe ist es, das mit den Menschen auszuhalten», sagt sie. «Ich kann den Gefangenen ihr Schicksal nicht abnehmen. Ich kann nicht ändern, was sie gemacht haben, ich kann nichts ändern an ihrer Perspektivlosigkeit. Aber ich kann neben sie in dieses Elend sitzen und ihnen eine Hoffnungsperspektive durch den Glauben geben.»
Dinah Hess begegnet den Gefangenen nicht als Tatverdächtige oder als Verurteilte, sondern als Menschen. Es geht bei der Begegnung nicht um die Sache, sondern um die Beziehung. «Ich habe nur rudimentäre Ahnung vom Justizwesen und der Prozessordnung. Die Menschen erzählen mir, was sie erleben und was abläuft. Ganz selten zeigen sie mir Gerichtsunterlagen.» Ob da etwas schief laufe, könne sie nicht sagen. «Aber ich kann das Gefühl mit ihnen teilen.» Sie habe ja nur das, was die Leute ihr erzählen. «Das kann stimmen oder nicht, das kann ich nicht überprüfen.» Sie nehme eine seelsorgerliche Haltung ein. «Ich gehe unvoreingenommen und nehme die Menschen ernst, auch wenn sie mich vielleicht anlügen.»
Es sind Begegnungen am Rand der Gesellschaft. Äusserlich kann Dinah Hess nichts ändern. Innerlich geht es um alles: Es geht darum, dass sie ihr Gegenüber als Menschen wahrnimmt und ernst nimmt. Manchmal schlägt sie ein Kreuz, verschenkt einen Rosenkranz oder spendet einen Segen und spricht ein Gebet. Und dann schliesst sich die Zellentüre wieder.
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