Die Synode hat Anita Vögtlin (53), Sozialdiakonin in der Kirchgemeinde Basel West, in den Kirchenrat gewählt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Evangelisch-reformierten Kirche stellen die Frauen damit im Kirchenrat die Mehrheit. Im Gespräch sagt Anita Vögtlin, warum sie für den Kirchenrat kandidiert hat, was sie sich von der Arbeit erhofft und warum die Kirche mehr Mut haben sollte.
Herzliche Gratulation zur Wahl in den Kirchenrat – was hat Dich dazu bewegt, in der Kirchenexekutive mitzuarbeiten?
Ich bin angefragt worden, weil ich im Vorstand des Diakoniekapitels bin. Das hat sehr viel ausgelöst. Zuerst habe ich abgelehnt, weil ich es mir nicht zugetraut habe. Aber dann haben immer mehr Menschen gesagt, dass ich das schon könne. Ich verstehe mich dabei auch als Vertreterin des Diakoniekapitels, das hat mich dann auch dazu bewogen, ja zu sagen.
Du hast eine spannende Biografie, – wer bist du?
Ich bin Anita Vögtlin-Stauffiger, Sozialdiakonin in der Kirchgemeinde Basel-West, 53 Jahre alt und seit 29 Jahren verheiratet. Ich bin seit vielen Jahren Adoptivmutter und Pflegemutter. Ich habe zwei adoptierte Kinder, im Moment leben noch zwei Pflegekinder bei mir. Ich hatte und habe sieben Kinder, zu denen der Kontakt so eng ist, dass ich sie als meine Kinder empfinde.
Ich bin in Therwil und Aesch aufgewachsen und seit 1991 im Neubad zu Hause. Ich bin seit fast 30 Jahren ausgebildete Sozialpädagogin. Ich habe achzehn Jahre lang in Kinderheimen gearbeitet und arbeite nun seit bald sechs Jahren als Sozialdiakonin in Basel West. Daneben habe ich aber auch als Schaufensterdekorateurin, als Spielgruppenleiterin, im Catering und als Handarbeitslehrerin unter anderem an der Jüdischen Schule Basel gearbeitet.
Was sind Deine Stärken?
Was ich wirklich gut kann, in der Kirche und ausserhalb, das ist das Vernetzen und Verbinden von Menschen. Ich bin jemand, der sehr schnell sieht, wo es was braucht und wo es was zu viel hat. In der kirchlichen Arbeit geht es dabei meistens um Menschen, die in Not sind, oft geht es um Familienprobleme oder Probleme mit den Kindern. Ich empfinde mich als Verbindungsglied, auch zwischen den Generationen.
Du wirst im Kirchenrat die einzige Nicht-Akademikerin sein, – was heisst das für Dich?
Das wird spannend. Ich gehe davon aus, dass ich sehr viel lernen werde, darauf freue ich mich. Es wird sicher eine Herausforderung. Ich bringe dafür viel Praxiserfahrung aus den Gemeinden rein. Dadurch, dass ich im Diakoniekapitel bin, kriege ich aus ganz Basel Anliegen und Erfahrungen aus allen Gemeinden mit.
Stimmt denn jetzt etwas nicht?
Das kann ich so nicht sagen. Aber ich finde es wichtig, dass der Alltag mit den Menschen einbezogen ist.
Was ist Kirche für Dich?
Kirche ist für mich Heimat und auch immer wieder eine Herausforderung, genau hinzuschauen.
Wo muss man hinschauen?
Ausgehend vom Mitgliederschwund: Was braucht es wirklich? Was wollen die Menschen? Das ist eine schwierige Gratwanderung. Die einen suchen einen sehr liberalen, die anderen eher einen evangelikalen Stil. Als ich mich bei den Fraktionen der Synode vorstellen musste, sagte ich: Mein Traum ist, dass die Menschen, denen ich sage, dass ich für die Kirche arbeite, nicht mehr erschrecken, sondern «Wow!» sagen.
Haben die Menschen ausserhalb der Kirche ein falsches Bild der Kirche?
Nach Konfirmationen haben wir oft Reaktionen: Wenn Gottesdienste immer so wären, würden wir öfter kommen. Aber die Gottesdienste sind oft so! Viele Menschen haben heute ein falsches Bild von der Kirche. Zudem ist die Kirche ja nicht nur das, was am Sonntagmorgen stattfindet, sondern noch sehr viel mehr.
Was ist Dir in der Kirche das Wichtigste?
Die Gemeinschaft von verschiedensten Menschen. Es ist eine Gemeinschaft, an der man teilhaben kann, ohne spezielle Fähigkeiten zu haben. Man muss weder Fussballer noch Künstler sein, man kann so sein, wie man ist. Das merkt man in der Jugendarbeit sehr stark.
Die Kirche schrumpft, – ist das für Dich eher Gefahr oder Chance?
Es kann beides sein. Wenn wir aber resignieren, dann wird es definitiv zur Gefahr. Wenn der Schrumpfungsprozess positive Veränderungen auslöst, dann kann er auch zur grossen Chance werden.
Mit Deiner Wahl sind die Frauen im Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt zum ersten Mal in der Mehrzahl. Ändert das etwas?
Generell ist es wichtig, dass Frauen überhaupt gleichberechtigt im Gremium sind. Gemischte Gruppen sind immer besser als einseitig besetzte. Ich glaube nicht, dass sich viel verändert, weil die Frauen jetzt in der Mehrzahl sind. Vielleicht sind wir Frauen eher in der Lage, mutige Entscheide zu fällen.
Warum muss die Kirche mutig sein?
Weil wir die Kirche nicht nur denken können. Wir müssen sie ausprobieren. Dabei werden immer wieder auch Dinge schief gehen. Aber ohne Mut zum Ausprobieren kommen wir nicht weiter.
Ich bin angefragt worden, weil ich im Vorstand des Diakoniekapitels bin. Das hat sehr viel ausgelöst. Zuerst habe ich abgelehnt, weil ich es mir nicht zugetraut habe. Aber dann haben immer mehr Menschen gesagt, dass ich das schon könne. Ich verstehe mich dabei auch als Vertreterin des Diakoniekapitels, das hat mich dann auch dazu bewogen, ja zu sagen.
Du hast eine spannende Biografie, – wer bist du?
Ich bin Anita Vögtlin-Stauffiger, Sozialdiakonin in der Kirchgemeinde Basel-West, 53 Jahre alt und seit 29 Jahren verheiratet. Ich bin seit vielen Jahren Adoptivmutter und Pflegemutter. Ich habe zwei adoptierte Kinder, im Moment leben noch zwei Pflegekinder bei mir. Ich hatte und habe sieben Kinder, zu denen der Kontakt so eng ist, dass ich sie als meine Kinder empfinde.
Ich bin in Therwil und Aesch aufgewachsen und seit 1991 im Neubad zu Hause. Ich bin seit fast 30 Jahren ausgebildete Sozialpädagogin. Ich habe achzehn Jahre lang in Kinderheimen gearbeitet und arbeite nun seit bald sechs Jahren als Sozialdiakonin in Basel West. Daneben habe ich aber auch als Schaufensterdekorateurin, als Spielgruppenleiterin, im Catering und als Handarbeitslehrerin unter anderem an der Jüdischen Schule Basel gearbeitet.
Was sind Deine Stärken?
Was ich wirklich gut kann, in der Kirche und ausserhalb, das ist das Vernetzen und Verbinden von Menschen. Ich bin jemand, der sehr schnell sieht, wo es was braucht und wo es was zu viel hat. In der kirchlichen Arbeit geht es dabei meistens um Menschen, die in Not sind, oft geht es um Familienprobleme oder Probleme mit den Kindern. Ich empfinde mich als Verbindungsglied, auch zwischen den Generationen.
Du wirst im Kirchenrat die einzige Nicht-Akademikerin sein, – was heisst das für Dich?
Das wird spannend. Ich gehe davon aus, dass ich sehr viel lernen werde, darauf freue ich mich. Es wird sicher eine Herausforderung. Ich bringe dafür viel Praxiserfahrung aus den Gemeinden rein. Dadurch, dass ich im Diakoniekapitel bin, kriege ich aus ganz Basel Anliegen und Erfahrungen aus allen Gemeinden mit.
Stimmt denn jetzt etwas nicht?
Das kann ich so nicht sagen. Aber ich finde es wichtig, dass der Alltag mit den Menschen einbezogen ist.
Was ist Kirche für Dich?
Kirche ist für mich Heimat und auch immer wieder eine Herausforderung, genau hinzuschauen.
Wo muss man hinschauen?
Ausgehend vom Mitgliederschwund: Was braucht es wirklich? Was wollen die Menschen? Das ist eine schwierige Gratwanderung. Die einen suchen einen sehr liberalen, die anderen eher einen evangelikalen Stil. Als ich mich bei den Fraktionen der Synode vorstellen musste, sagte ich: Mein Traum ist, dass die Menschen, denen ich sage, dass ich für die Kirche arbeite, nicht mehr erschrecken, sondern «Wow!» sagen.
Haben die Menschen ausserhalb der Kirche ein falsches Bild der Kirche?
Nach Konfirmationen haben wir oft Reaktionen: Wenn Gottesdienste immer so wären, würden wir öfter kommen. Aber die Gottesdienste sind oft so! Viele Menschen haben heute ein falsches Bild von der Kirche. Zudem ist die Kirche ja nicht nur das, was am Sonntagmorgen stattfindet, sondern noch sehr viel mehr.
Was ist Dir in der Kirche das Wichtigste?
Die Gemeinschaft von verschiedensten Menschen. Es ist eine Gemeinschaft, an der man teilhaben kann, ohne spezielle Fähigkeiten zu haben. Man muss weder Fussballer noch Künstler sein, man kann so sein, wie man ist. Das merkt man in der Jugendarbeit sehr stark.
Die Kirche schrumpft, – ist das für Dich eher Gefahr oder Chance?
Es kann beides sein. Wenn wir aber resignieren, dann wird es definitiv zur Gefahr. Wenn der Schrumpfungsprozess positive Veränderungen auslöst, dann kann er auch zur grossen Chance werden.
Mit Deiner Wahl sind die Frauen im Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt zum ersten Mal in der Mehrzahl. Ändert das etwas?
Generell ist es wichtig, dass Frauen überhaupt gleichberechtigt im Gremium sind. Gemischte Gruppen sind immer besser als einseitig besetzte. Ich glaube nicht, dass sich viel verändert, weil die Frauen jetzt in der Mehrzahl sind. Vielleicht sind wir Frauen eher in der Lage, mutige Entscheide zu fällen.
Warum muss die Kirche mutig sein?
Weil wir die Kirche nicht nur denken können. Wir müssen sie ausprobieren. Dabei werden immer wieder auch Dinge schief gehen. Aber ohne Mut zum Ausprobieren kommen wir nicht weiter.